Mit Ulli Kamp durch das Ostvest

Weg ist weg

Das war in den 1970er Jahren das unwiderrufliche Schicksal eines einmalig schönen Waldbachs, relativ breit, viel Wasser, bewaldete Uferflächen, Fische. Auf dem Weg von der Quelle im Wald die Durchquerung von relativ großen Fischteichen ...

 

Unser Weg beginnt an der Kanalbrücke Ahsener Allee (Haltestelle Bus Ahsener Fischteiche). Wenn linkerhand der Wald beginnt bzw. große Wiesen teilweise mit Büschen, dann laufen wir am Rande des ehem. Bachs bzw. am Rande der relativ großen Ahsener Fischteiche.

 

Leider aus und vorbei. Das Schicksal und das Versiegen des Baches soll durch den Bergbau unter der Haard besiegelt worden sein. Und einfach das Grubenwasser, das heute abgepumpt und abgeleitet werden muss, z. B. in die Lippe bei Lippramsdorf (Schacht 8), als Ersatz nach oben zu bringen, ist kontraproduktiv. Dieses Wasser ist z. B. durch Salze und sonstige giftige Stoffe so verseucht, dass es an der Oberfläche nicht helfen, sondern einen Riesenschaden anrichten würde.

 

Außerdem hat mir ein Bewohner des Bereichs In den Wellen in Datteln erzählt, der Wasserverlust aller in der Nähe liegenden Haardbäche auf Höhe der Marina Flaesheim sei durch die Ausbaggerungen beim Sandabbau schon ganz weit vorangetrieben worden, so hat der Bergbau nur das vollendet, was vorher der Sand- und Kiesabbau schon weitestgehend bewirkt hat.

 

Ich bin so alt, dass ich mich noch gut an lange Spaziergänge am unregulierten Bach erinnern kann. Wie und warum es dort heute so aussieht, erklärt eine Schautafel und zwei Fotos von mir, statt Bach eben Steppe.

 

Der Bach läuft heute weitestgehend unterirdisch und tritt erst viel später an der Levener Mühle (Ahsen) an die Oberfläche. Eine Wiedergeburt des Wasserlaufs an der ehemaligen Quelle ist sehr unwahrscheinlich.

 

Ulrich Kamp

NABU Ostvest, 16.03.2023

Rehe sind vorsichtig und wachsam?

Mag sein, aber nicht immer, besonders dann nicht, wenn ein Jungtier sich allein aus dem Dickicht auf die nahe Wiese begibt, um Nahrung aufzunehmen. Eine Gruppe von mehreren Tieren bietet da mehr Schutz, weil immer mindestens ein Tier, oft mit viel Erfahrung, aufpasst, ob sich ein möglicher Feind nähert.

 

Unser Reh hat sich dafür entschieden, allein zu agieren und dem nahen Wald auch noch den Rücken zuzudrehen, und hinten haben auch Rehe keine Augen, und wenn der Wind aus der Richtung des Tieres weht, dringen auch keine Laute der Gefahr an die Lauscher unseres Reh.

 

Ich kam vom Waldrand, blieb in Deckung und fotografierte das Reh von hinten, es sah mich nicht. Nach einigen Minuten hatte unser Reh aber die Idee, ein Rundblick bis in seinen Rücken könnte nicht schaden, sah mich, stutzte, überlegte und zog dann den Rückzug über den Zaun in den nahen Wald vor.

 

Fazit: Wer allein frisst, kann alles für sich behalten und hat die freie Auswahl, aber er trägt auch für seine eigene Sicherheit das volle Risiko .

 

Gesehen und fotografiert an der ehemaligen Raketenabschussbasis In den Wellen, Dattelner Haard. Heute weiden dort auf dem ehemailgen Militärgelände Wildrinder. Unser Reh war aber nicht auf dem eingezäunten Gelände, sondern auf "freier Wildbahn".

 

Ulrich Kamp, 01.05.2023

Erste Schmetterlingsbilder 2023

Vorab: Ich will mich nicht beklagen über die Schmetterlinge, die seit Januar bis heute mit einem Affenzahn an mir vorbeigeflogen sind und keine Zeit hatten, in irgendeiner Form für ein Bild zur Verfügung zu stehen. Und aus dem Alter, dass ich eiligen Reisenden mit der Kamera in der Hand über Stock und Stein (und meistens ergebnislos) nachrenne, bin ich raus. Also - Tschüss Admiral - tatsächlich gesichtet im Januar 2023, Kleiner Fuchs u. v. m. Aber die schönen Monate kommen noch, und dann erwische ich euch doch - hoffe ich.

 

Aber Ende April d. J. hat mir glatt ein ml. Aurorafalter in der Dattelner Haard EIN Foto gewährt, und da hatte ich noch Glück. Immerhin ein ml. Exemplar mit orangenen Flügelspitzen, das Weibchen hat schwarze Flügelspitzen.

Zitronenfalter hatte ich einige Modelle zur Verfügung und habe mich für das aus meiner Sicht schönste Exemplar entschieden. Zitronenfalter überwintern als Falter und haben eine Flüssigkeit im Körper, die verhindert, dass der Schmetterling erfriert.

 

Auch Tagpfauenaugen sind robust und widerstandsfähig. Ich habe mich für das Exemplar entschieden, welches gewillt war, seine Flügel ganz auszubreiten und mir alle vier Augenflecke zu zeigen.

 

Und Nr. 4 war ein großer Weißling (schwarze Flügelspitzen, aber keine zwei Flügelflecken, denn die hat bei dieser Art nur das Weibchen.

 

Also - die Schmetterlingssaison ist eröffnet.

 

Ulrich Kamp, 01.05.2023

Mit Ulli Kamp durch das Ostvest im April 2023

Ein Thema in der örtlichen Presse ist die Fortsetzung der Familienplanung der "Bollerstörche" am Hagemer Weg in Datteln-Hagem. (Der Eigentümer des Grundstücks ist der Landwirt Boller, er gab den Tieren, die er angesiedelt hat, damit auch gleich seinen Namen.)  Das Storchenpaar ist im Frühjahr wiedergekommen und hat den alten Horst besetzt und begonnen, zu brüten. D. h. aktuell sitzt einer der Altstörche auf den Eiern und Storch Nr. 2 kümmert sich um die Ernährung.

 

Also sieht man aktuell aus dem Horst nur den Kopf eines Altvogels herausragen und Nr. 2 (ml. oder wbl. ist mir jedenfalls unklar) kreist um den Horst, um sich dann zielstrebig auf Futtersuche zu begeben. Wer nachmittags kommt (so wie ich) muss damit rechnen, dass die Sonne dem Fotografen direkt in die Linse scheint, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. So konnte ich mir bei dem um den Horst kreisenden Altvogel nur aussuchen, ob ich die volle Sonne von vorn oder aber nur von der Seite bekomme.

 

Richtig spannend wird es wohl wie im letzten Jahr erst dann, wenn die Jungstörche geschlüpft und später auch allein, zunächst nah beim Horst und  dann auch auf Entfernung, ihr Futter selbst suchen (obwohl Mama und Papa Storch  auch durchaus noch Gaben reichen dürfen). Mal sehen, wie es mit den Störchen weitergeht.

Immer einen Gang wert ist das nördliche Kanalufer des Datteln-Hamm-Kanals Ahsener Sportplatz zur Marina Flaesheim. Ein Eldorado für Kormorane, Hauben- und Zwergtaucher, die sich auch mit anwesenden Fotografen abgefunden haben (Lang nicht mehr gesehen habe ich dort Eisvögel, sie sollen aber immer noch in regelmäßigen Abständen dort jagen).

 

Die Haubentaucher haben jetzt, wo es an das Brutgeschäft geht, die für sie typische Irokesenfrisur, hält auch wohl ohne Gel.

Und dann mal zu Tieren, die weitestgehend unterschätzt und übersehen werden, den Insekten. Ausgesucht habe ich mir diesmal die Schnabelkerfe, eine rotweiße Käferart, die besonders Wege- und Straßenränder besiedelt hat. Aufgefallen sind mir die Tiere in Haard (In den Wellen) und in Oer-Erkenschwick habe ich sie in Massen an der Horneburger Str. in Höhe des neuen Radweges getroffen. Die meisten Schnaberlkerfe leben von Pflanzen, aber unter diesen Wanzen gibt es auch Exemplare, die räuberisch leben. Also modisch gekleidet sind sie ja-

 

Ulrich Kamp, 01.05.2023

Horneburg hat ein Naturschutzgebiet

Also die Bekanntgabe zum Beispiel in der Presse ist mir glatt entgangen. Erst als ich am Sonntag, den 30. April 2023 einen Besuch im Horneburger Busch einplante, fiel mir das neuen Schild bzw. mehrere Schilder auf, die obendrein auch noch entsprechende Erläuterungen enthielten, was erlaubt bzw. nicht erlaubt ist. Nicht erlaubt ist z. B. im NSG zu reiten, dann dürften aber auf dem Wanderweg auch keine frischen Pferdeäpfel liegen ... also besteht da wie in vielen anderen Naturschutzgebieten auch Rede- und ggf. Handlungsbedarf.

 

Ich wollte mich an den beiden kleinen Teichen zwischen Schloss und Busch umsehen, ob ggf. schon Libellen da sind oder Schmetterlinge. Antwort: Libellen nein und zwei Weißlinge, die aber nicht Zeit genug für einen Fototermin hatten. Dafür habe ich einen von etlichen schon vorhandenen großen Wasserfröschen ablichten können und auch ein Kaninchen, was wohl eher zufällig am größeren der beiden Teiche auftauchte, die Lage peilte und mangels Interesse abzog.

 

Auch den größeren der beiden Teiche habe ich noch aufgenommen (Teiche können nun mal auch nicht "türmen" und sind dem Fotografen ausgeliefert). So - in den nächsten Wochen werde ich dort hin und wieder zu Gast sein um zu sehen, was an neuen tierischen Gästen da ist.

 

Ulrich Kamp, 01.05.2023

Kraniche ziehen über das Ostvest nach Norden

Jedes Jahr im Herbst und im Frühjahr - Trompeten am Himmel

 

Gehe ich im Herbst und im Frühjahr bei schönem Wetter spazieren, bietet es sich an, die Kamera griffbereit zu haben und nicht nur zu sehen, was am Himmel passiert, sondern auch zu hören.

 

Denn oft kündigen sich die Objekte meiner fotografischen Begierde vorab nicht über Sichtkontakte, sondern über Lautäußerungen an. Selbst in der Wohnung am Rechner kann ich oft  durch das Fenster hören, wenn Kraniche auf dem Zug über dem Haus rufen - und ggf. fotografieren. Das gesamte Ostvest liegt in einer Einflugschneise.

 

Diesmal war ich Anfang März 2023 im Wald unterwegs, Wetter und Sicht gut, ich ging an einem großen Feld in der Haard spazieren. Nach Norden freie Sicht auf Felder und Wiesen, im Rücken (der Süden) dichter Wald. Da im Frühjahr die Vogel von Süden aus dem Winterquartier nach Norden zeihen, blieb  mir, als ich die typischen Kranichrufe hörte, keine Wahl. Kamera nach oben, um die Zugvögel über mich ziehen zu lassen und ohne große Vorwahl mit Reihenverschluss zu fotografieren. Es klappte, ich wurde auch nicht, was ab und zu (vor allen bei Gänsen) passiert, "bombardiert".

 

Es sind mit und ohne mein Zutun und ohne Bilder wohl wie immer wesentlich mehr Kraniche heim in ihre Brutgebiete geflogen, ich habe nur einen relativ kleinen Zug von etwa 200 Vögeln "erwischt". Tja, dann fotografieren wir eben im Herbst, wer dann in den Süden zieht. Etwas geht immer, denke ich. Außerdem könnten auch jetzt noch immer Züge aus dem Süden kommen.

 

 

Ulrich Kamp, 16.03.2023, NABU Ostvest

 

Am Brinksknappteich tut sich etwas

Wie in der ganzen Haard an vielen Stellen. Auf dieser Homepage befindet sich bereits ein Bericht zum Waldumbau basierend auf einer Führung des RVR (Regionalverband Ruhr) durch seine Förster für interessierte Vertreter des Naturschutzes. Es sollten nicht ursprünglich hier vorhandene Baumarten entnommen werden (auch wenn sie in der Vergangenheit exakt von den jetzigen Waldbetreibern eingesetzt worden sind), und einheimische Arten stattdessen die Chance haben, nicht von den "Exoten" behindert und/oder verdrängt zu werden. Ein deutscher Baum soll den Amerikaner z. B. ersetzen.

 

Natürlich eine Sisyphusarbeit (bekannter Begriff aus der griechischen Mythologie. S. musste in der Unterwelt - im Hades - einen schweren Stein eine Rampe hochwälzen, und wenn er oben war, dann rollte der Stein zurück und die Knochenarbeit begann von vorn).

 

Aber der RVR setzt auch schweres Gerät ein, denn große Bäume kann man nicht so einfach wie Unkraut aus dem Boden ziehen und abtransportieren, und wo schwere Lasten herausgezogen und abtransportiert werden, bleiben nicht nur Spuren, sondern es müssen Wege angelegt bzw. verbreitert werden, um überhaupt arbeiten zu können. Das verleiht dem Brinksknappteich und seiner Umgebung, als ich am 26. Februar 2023 an einem wunderschönen Sonntagnachmittag mit etlichen Besuchern dort war, den Charme des Panzertruppenübungsplatzes Augustdorf in der Senne. Kettenspuren und tiefe Rillen überall.

 

Aber wo gehobelt wird, fallen Späne und der Platz muss freigeräumt werden, um überhaupt neu pflanzen zu können. Größere sichtbare Erfolge sieht man dann so in 30 Jahren, sagen die Förster. (Ich höre jetzt schon  das alte Schmalzlied "Man müsste nochmal zwanzig sein ...").

 

Zwei positive Erlebnisse: Der Brinksknapp hat wieder Wasser. Und es sind Tiere da, z. B. eine Graugansfamilie mit Jungtieren, Stockenten und Blässhühner.

 

Also am Ende der Arbeit ist und kann der RVR jetzt natürlich noch nicht angekommen sein. Monate bzw. Jahre werden vergehen, bis wir Erfolge bzw. außer dem natürlichen Wald so etwas wie geordnete Verhältnisse sehen werden. Die verbreiteten Wege sind erforderlich, um schweres Gerät in den Wald hineinzubekommen und dieses Gerät nebst den schweren Baumstämmen abtransportieren zu können. 

 

Klar stören die Arbeiten die Tiere. Aber tatsächlich brüten auf Kirchtürmen auch dann Vögel, wenn regelmäßig dort die Glocken läuten. Man gewöhnt sich als Tier an den Lärm, wenn man ansonsten in Ruhe gelassen wird und Nahrung und Unterschlupf, also Deckung, vorhanden ist.

 

Wir beobachten die Entwicklung weiter und beabsichtigen auch, Führungen in das Gelände durchzuführen, soweit dies möglich ist. Schließlich wollen viele Naturliebhaber sehen, ob und wie es voran geht.

 

 

Ulrich Kamp, 16.03.2023, NABU Ostvest

Kolkraben vor der Familiengründung?

Lebhaftes Treiben herrschte in dem Buchenwäldchen am Haardgrenzweg in Oer-Erkenschwick hinter der ehem. Jugendherberge. Mächtige schwarze Vögel tobten durch das obere Geäst, lautstark korrk und kark-kark, kark rufend. Es waren Kolkraben, vermutlich ein Pärchen schon in  Balzstimmung.

 

Kolkraben sind unsere größten Rabenvögel, bussardgroß, intelligent, (fast) Allesfresser. Ich werde das Wäldchen im Auge behalten. Zuletzt sah ich dort vor Jahren wiederholt Raben, danach brüteten dort auch Schwarzspechte. Und alle sorgen für Abwechslung im Wald.  Wir haben sie auch im Ostvest als Dauergast, gerade im Haardbereich - gern in alten hohen Baumbeständen.

 

Ulrich Kamp, 17.02.2023

Merkwürdige Buchen in der Haard?

Wer den Wanderweg vom Parkplatz Katenkreuz Dattelner Haard (zu erreichen über die Redderstr. Richtung Jammertal, Einfahrt In den Wellen Höhe Haardcamping Weber) in Richtung Norden, also Golfplatz Jammertal, läuft, kommt erst durch ein trockengefallenes angeblich früheres nasses Naturschutzgebiet namens Jaust-Bruchwald. Da der Bachlauf dort seit Jahren kein Wasser mehr führt, ist natürlich der geschützte Erlenbestand, ein Baum, der es gern feucht hat und dies auch verträgt, in Gefahr. Ein Feuchtgebiet ohne Wasser zu erhalten entspricht der Lösung der Quadratur des Kreises.

 

Ein paar Schritte weiter stehen rechts auf einem kleinen Erdwall Buchen, die merkwürdig wachsen, zwar von unten nach oben, aber gebündelt. Sind die Bäume krank, verkrüppelt oder geschädigt?

 

Nein. Ein Schild des RVR (Regionalverband Ruhr, dieser pflegt den Wald) gibt Auskunft. Schuld war der Mensch. Die Buchen bepflanzen einen Grenze, und zwar zum Jaustkamp, dem Namen nach ein Feld, das Jaust gehört. Und diese Bäume, besser die emporstrebenden Äste und Stämme hat der Mensch genutzt, indem er die Äste bzw. jungen Stämme immer wieder zurückschnitt, wohl um das Holz für Bauzwecke zu gewinnen oder einfach als Heizmaterial.

 

So blieben die Bäume auf einem Niveau, wurden regelmäßig zurückgeschnitten und nahmen einen neuen Anlauf, um zu wachsen, also nach oben zur Sonne. Und wieder kam der Mensch und schnitt den Baum zurück und ließ die Stümpfe stehen, und ein paar Jahre später ging das Spielchen aufs Neue los.

 

Irgendwann brauchten die Menschen in der Haard diese Holznutzung nicht mehr, also durften die umgestalteten Bäume nun wachsen, wie sie wollten bzw. wie sie konnten. Sie konnten - aber nun gebündelt nach oben. Daher haben die Bäume nun vom Wurzelteller aus nicht einen, sondern mehrere Stämme, die irgendwie urwüchsig aussehen, wie die Bilder zeigen. Aber Kinder klettern dort gern und verstecken sich, und den Bäumen ist das egal.

 

 

Ulrich Kamp, 14.02.2023  

Folge: 11.12.2022

Nun ja, der Spätherbst ist nicht gerade die Paradezeit für idyllische Waldspaziergänge. Aber manchmal scheint auch die Sonne und ansonsten hilft eine dicke Jacke und eine Mütze weiter. Klar habe ich auch inzwischen Lieblingswege und Lieblingsbänke zwecks Pause, aber oft ändere ich auch zwischendurch die Marschrichtung, wenn mir z. B. irgendetwas aufgefallen ist.

 

Und auffällig sind für mich am Kanal gerade im Winterhalbjahr die Eisvögel, die durchweg allein jagen, also keineswegs als Schwarm auftreten. Wenn man die Silhouette des Ansitzjägers kennt (spatzengroß, langer spitzer Schnabel, gedrungener Körper und kurze Beine), so sehe ich ihn oft auf 20 – 30 m Entfernung im Gebüsch oder auf einem überhängenden Ast am Wasser sitzen. Von dort wird beobachtet, was im Wasser passiert, und dann geht es im Sturzflug abwärts, oft mit und gelegentlich auch ohne Erfolg. Meine Lieblingsstrecke im Ostvest ist die Südseite des Wesel-Datteln-Kanals zwischen Ahsener Sportplatz und Marina Flaesheim. Dort ist es auf der Seite, wo die Haard angrenzt, deutlich ruhiger als auf der gegenüberliegenden Kanalseite, dort findet sich vor allen Dingen der Durchgangsverkehr zwischen Haltern, Flaesheim und Datteln ein, hier wird auf Strecke und oft auch auf Geschwindigkeit gefahren, die gegenüberliegende Seite, die ich für meine Fototouren nutze, ist deutlich ruhiger.

 

Wenn der Eisvogel fliegt, also am Kanalufer entlang oder aber auch der Kanal gekreuzt wird, kenne ich ihn nur als Schnell- und Tiefflieger, manchmal gönnt er dem Beobachter vor dem Sichtkontakt einen schrillen (hellen) Pfiff, d. h. "ich komme", Kamera bereithalten.

 

Hat er Beute (oft kleine Fische), so sitzt er auf einem Ast und dreht den Fisch oder klopft ihn, bevor er verzehrt wird. In der Brutzeit jagen die Elternvögel gemeinsam und füttern die Brut in der Brutröhre abwechselnd.

Die Haard ist Spechtland, diese Vögel bleiben ganzjährig und ernähren sich von dem, was der Wald saisonal bedingt auf den Tisch bringt. Wenn Spechte klopfen, so kann das im Frühling Bautätigkeit sein, auch Revierabgrenzung, aber auch Nahrungssuche. Da fliegen die Späne, denn er will an Würmer, Larven und Raupen sowie Insekten (Ameisen und deren Puppen). Und wer hungrig ist und intensiv die Nahrungssuche betreibt, der ist auch mal abgelenkt und lässt sich von einem Beobachter oder Fotografen nicht beeinflussen (wenn es ihm lästig wird, schimpft er kickkickkickkick und notfalls fliegt er ab, oft aber nur bis zum nächsten Baum, hinter dem er verschwindet und um den Stamm herum beobachtet, ob der lästige Besucher sich nicht verziehen will, damit wieder Ruhe einkehrt).

 

Besonders interessant ist es im Frühjahr, wenn Jungvögel in der Spechthöhle sitzen und laut zetern, die Altvögel sollen mal ein bisschen Gas geben, man wäre direkt vom Hungertod bedroht. Sind die Jungvögel älter, dann lehnt sich ein größerer Jungvogel aus der Höhle und ruft ziemlich fordernd und aufdringlich, da können Altvögel kaum widerstehen. Die Bilder zeigen Buntspechte – Aufnahme-Orte im Morgenglück und "zu den Rehwiesen" sowie der Wanderweg vom Parkplatz Katenkreuz zum Feuerwachturm Farnberg. 

Vor längerer Zeit schon ist mir ein Buchenwaldstück in der Nähe der ehemaligen Gernequelle aufgefallen. Der Wald ist eingezäunt und es sind allerlei Hinweisschilder und technische Instrumente aufgebaut. Kurzum - irgendjemand interessiert sich dort für die Abläufe im Wald sowie deren größere und kleinere Bewohner - Insekten und Vögel. Irgendwann wird mir hoffentlich mal jemand erklären, was dort tatsächlich beobachtet und gezählt wird. 

Mein persönliches Hobby - die Wanderwege in der Haard und die Zugänge zu interessanten Orten, die man so nicht einfach finden kann, wenn man sie nicht schon kennt. Vor ein paar Monaten habe ich mich auf dieser HP beklagt, dass Besonderheiten zwar vorhanden, aber oft nicht ausgeschildert sind. Fazit - Leute sind in der Haard unterwegs, haben etwas Ahnung, was sie suchen und wo sie es vielleicht finden könnten, aber konkrete Hinweis gab es oft noch nicht - s. Barbara-Kapelle Nähe Birkentor, auch Stollenmundloch genannt. Und nun mit Hinweis in der Tageszeitung gibt es dort eine Sitzbank, eine Erklärungstafel, um was es hier eigentlich geht - Kohleabbau mitten in der Haard, und neuerdings am Recklinghäuser Weg sogar eine Hinweistafel (ich kenne für den Ort dort jetzt drei Bezeichnungen, nämlich Barbara-Kapelle, Stollenmundloch und Zeche Wald).

 

Schön, dass endlich ein Hinweis dort auf dem Hauptweg angebracht ist. Nur - ich als selbsternannter Fachmann kenne noch nördlich zwei größere Wege, die ca. 100 m am sog. Stollenmundloch o. ä. vorbeiführen, aber keine Hinweistafel haben. Kurzum, wer eine Tafel am Weg a. anbringen kann, müsste eigentlich auch an die Wanderer der Nachbarwege b. und c. denken, oder sind die Kosten (für den RVR) so immens, dass die Anschaffung nicht zu stemmen ist? Wer also vom Katenkreuz Richtung Feuerwachturm Farnberg läuft, muss auf das Hinweisschild - Stollenmundloch o. ä. verzichten oder den Weg selbst finden, oder latscht vorbei und ärgert sich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der RVR will, dass sich Besucher, die drei Wege zum Besuch benutzen könnten, nur zielgerichtet über Erkenschwicker Weg geführt werden sollen. Aber vielleicht sind die Schilder schon angebracht und ich habe sie nur noch nicht gesehen?

 

Und wenn schon, denn schon, am Weg, der an der sog. Scheinzeche aus dem II. Weltkrieg südlich des Feuerwachturms Farnberg vorbeiführt, gehört auch ein Schild, auch wenn nur noch der ehemalige Luftschutzbunker sichtbar ist - heutige Bewohner Fledermäuse.

 

Ulrich Kamp   (19.12.2022)

Was flog denn noch im Herbst?

Na einiges. Die nicht überzeugenden Bilder der Königslibelle an den kleinen Schlossteichen am Horneburger Schloss wollte ich gern verbessern. Auch wenn die Weibchen nur zur Eiablage am Teich erscheinen, Versuch macht klug.

 

Nun - es war eine größere Libelle vor Ort und stand auch für Fotos zur Verfügung. Aber irgendwie sah diese Libelle anders als die Königslibelle aus. Also suchte ich mir Rat bei Ulrike Tyroff aus Datteln, sie hat einfach von einigen Tieren mehr Ahnung als ich - das muss man einfach anerkennen.

 

Sie bestimmte meine Libelle als Herbstmosaikjungfer. Die Namensgebung zeigte auch gleich an, in welcher Jahreszeit diese Libelle hauptsächlich agiert. Ein sehr schönes Insekt (und leider wieder ein Exemplar mehr, um mir die Bestimmung zu erschweren). Nun - man sieht noch besonders an sonnigen Tagen Libellen fliegen, also jagen. Die häufigste Art für mich ist dabei die rote Heidelibelle mit allen Unterarten. Aber mit der Temperaturabnahme endet auch der Lebenszyklus der Libellen, hoffentlich haben alle Exemplare im Nachwuchsbereich alles gegeben, damit ich in nächsten Jahr auch wieder den Libellen nachspüren kann.

Da die "Boller-Störche" (sie wohnen auf der Fläche des Landwirtes Boller, der es ihnen dort behaglich gemacht hat - und wohl auch bei Bedarf zufüttert), im Herbst ihre Zelte bei uns abbrechen werden, um gen Süden zu fliegen, habe ich das Storchennest oft besucht. Einmal dachte ich, ich wäre in eine Mannschaftsbesprechung geraten, denn ein Altvogel hat die vier Jungvögel um sich versammelt und - so sah es aus - eingenordet. Die Jungvögel fliegen etwas eher nach Süden als die Altvögel, sie fliegen genetisch 

bedingt  im ersten Flug nicht nur bis Spanien (wie teilweise die Altvögel, die natürlich von ihrer Reiseerfahrung profitieren), sondern wie alle westlich der Elbe lebenden Störche über Gibraltar nach Nordafrika (die nördlichen Störche, die jenseits der Elbe lebten, fliegen über den Bosporus und Israel nach Afrika). Sie werden nicht von erfahrenen Altvögeln geleitet, sondern sie fliegen zwar gemeinsam, aber eben ohne Beratung und Leitung von Altvögeln.  Im nächsten Jahr kann es gut sein, dass die dann schon reiseerfahrenen Jungvögel auch nur bis Südfrankreich oder Spanien fliegen und sich dann den riskanten Flug über die Meerenge ersparen.

 

Hauptsache, sie kommen wieder, die Altvögel erwarten wir wieder am alten Nest, die dann Einjährigen suchen sich eine neue Bleibe. Als ich diesen Artikel schrieb, waren alle Störche längst unterwegs und evtl. schon an Ort und Stelle im Winterquartier.

Und immer einen Besuch wert ist die alte Fahrt, ein Kanalarm zwischen Datteln und Olfen, dort führt die alte Fahrt per Brücke über die Lippe, die Vögel können also zwischen Kanal-Altarm, Lippe und neuem Kanal wählen, wo sie jagen bzw. leben wollen. Viele Vögel einschl. der eigentlich scheuen Eisvögel haben sich an der alten Fahrt aufgrund der Nähe der Begleitwege für Besucher an Menschen so gewöhnt, dass sie den Fluchtreflex mangels erkennbarer Bedrohung  heruntergefahren haben. Sie lassen Beobachter näher als andere vorsichtigere Tiere an sich heran. Der Fotograf profitiert. Unser Graureiher auf dem Bild war weder schüchtern noch ängstlich, er hatte "die Ruhe weg".

 

Ulrich Kamp (NABU Ostvest)

10.10.2022

Im Herbst unterwegs mit Ulrich Kamp

Auch der Herbst hat schöne Tage. Nur es läuft nicht an allen Tagen gleich ab. Ein alterfahrener Mann vom NABU Herten sagte mal völlig zutreffend: "Die Natur ist kein Zoo." Es gibt immer was zu sehen, nur wie häufig, das bestimmen nicht wir, sondern oft die Objekte, die wir gern sehen würden, selbst.

 

Gleichwohl gab es Ende September 2022 intensive Kontakte mit unserer größten Spechtart, dem Schwarzspecht. Er war sehr gut zu beobachten und zu fotografieren und warum? Er war abgelenkt und arbeitete hochkonzentriert für seine Ernährung, kurzum, er hämmerte laut hörbar intensiv auf alte Baumruinen ein, die die Förster wohl allein für Insekten und damit auch für den Specht unangetastet lassen, bis sie in sich zusammenfallen.

 

Er stützt sich bei seiner Arbeit am Baum fest angeklammert mit dem Schwanz ab und würdigt etwaige Zuschauer kleines Blickes. Er fällt allein durch sein lautes Hämmern auf, wenn er dann noch an einem laublosen Baum arbeitet, "Bühne frei" für den Fotografen. Zu dieser Jahreszeit ruft er zwar auch, aber nicht mehr so oft wie im Frühjahr bei der Balz.

 

Der krähengroße Vogel ist einheitlich schwarz gefärbt, nur auf dem Kopf trägt er eine rote Kappe. Man beachte auch die äußerst kräftigen Krallen, die dem eifrigen Arbeiter einen guten und sicheren Halt verschaffen.

Gesehen und fotografiert habe ich ihn in der Dattelner Haard auf einem Verbindungsweg im Wald zwischen In den Rehwiesen und Im Morgenglück.

Ein paar Tage später hüpfte mir auf einem Waldweg in der Nähe des Birkentores (Haard O-E) eine kleine Rötelmaus (Waldwühlmaus) über den Weg, weder von mir noch von meinem Begleithund (Spitzmischling) irritiert. Der Nager erinnerte mich mit seiner aufgerichteten Sitzstellung so vor mir an ein winziges Känguru, aber Angst oder Respekt vor dem Hund oder vor mir - keine Spur. Der Hund gab Ruhe, ich bekam meine Fotos und die Maus trollte sich am Wegesrand ins schützende Gebüsch. 

Ebenfalls in der Haard, diesmal in der Nähe der ehemaligen (trockengefallenen) Gernequelle kreuzte eine alte Bekannte den Waldweg, eine Blindschleiche. Es ist keine Schlange, auch wenn sie oft für eine Schlange gehalten wird, sondern eine Echse, deren Füße verkümmert bzw. zurückgebildet sind. Sie lebt von Schnecken und Insekten, hat aber selbst viele Fressfeinde (Marder, Nager, Greifvögel, Eulen, Rabenvogel, Reiher und Störche). Im Notfall kann sie fauchen und den Schwanz abwerfen.

Und dann hüpfte mir auf dem Weg In den Wellen (Dattelner Haard) noch ein Grasfrosch über den Weg, stellte das Hüpfen ein, beäugte mich, hielt mich wohl weder für einen Feind noch für fressbar . und trollte sich in eine Hecke. Auch diese Frösche sind für viele Tiere willkommene Beute, die Fressfeinde decken sich mit den Blindschleichenjägern. Seine Beute sind mit Hilfe seiner Schleuderzunge fliegende Insekten. An Wasser ist er nicht gebunden.

 

Ulrich Kamp (NABU Ostvest)

 09.10.2022

Kranichzug über Oer-Erkenschwick

Am Samstag, den 12.11.2022, gegen 13 Uhr bei strahlendem Sonnenschein zogen noch einmal Kraniche über O-E. Wie fast immer habe ich erst die lauten Rufe gehört, dann die Kamera zur Hand genommen und in den Himmel geschaut. Und sie waren da, ca. 500 Vögel, die in einer langen Kolonne rufend und relativ tief fliegend von Norden (Richtung Haltern) nach Süden (über Essel und Suderwich in Richtung Recklinghausen-Süd) zogen. Vermutliches Ziel Südfrankreich/Spanien und vielleicht weiter über Gibraltar nach Afrika. Ich stand bei der Beobachtung gegenüber der Grundschule an der Königsberger Straße und schaute in Richtung Datteln. 

 

Die ersten Züge hatte ich schon am 24.10.2022 gesehen und fotografiert. Aber wie jedes Jahr kommen nach meinen Erfahrungen noch einmal Vogelzüge ca. zwei bis drei Wochen nach dem ersten Sichtkontakt und fliegen gen Süden. Und im Frühjahr geht es dann vom Süden (hoffentlich wie fast immer auch über das Ostvest laut rufend) vom Süden in den Norden.

 

Ulrich Kamp

 

(NABU Ostvest)

Wandern durch die Haard, mit Zielen ...

Barbara-Kapelle Haard
Barbara-Kapelle Haard

Es ist schön, spazieren zu gehen und gesund außerdem. Es ist schön, durch die Haard zu wandern, mit und ohne feste Ziele. Aber es ist auch schön, bestimmte Ziele, von denen man gehört hat, unterwegs zu sehen. Man muss sie nur erreichen bzw. finden.

Und da hapert es leider in der Haard und der RVR (zuständig für die Haard und auch für die Wege) tut sich da mit Rat und "TAT" etwas schwer. Schön ist es zum Beispiel, auf Oer-Erkenschwicker Gebiet den Feuerwachturm Farnberg zu erreichen (geht einfach über den Rundweg A 7 ab Stimbergpark). Aber es hat urlange gedauert, bis der RVR am Wegeabzweig (vorher auf dem Weg  gab es immer schon Hinweise) ein Schild aufstellte. Vor dem Schild habe ich mehr als ein Dutzend Besucher über die Jahre, die tws. bis zum Katenkreuz mit dem Rad "durchgerauscht" waren, wieder dorthin dirigiert, wo sie hinwollten. Nun ja - jetzt ist ein Schild da, es lebe der Fortschritt.

Mancher interessiert sich für den Standort (mit Bunker) der ehemaligen Scheinzeche aus dem II. Weltkrieg, Schild Fehlanzeige. Kleine Erläuterung, wenn man den Bunker erreicht hat, auch Fehlanzeige.

Interessant ist für viele Besucher auch die Barbara-Kapelle (Barbara-Stollen), die von Berglehrlingen an dem Standort einer ehemaligen Tongrube (Nahe des sog. Birkentors) errichtet wurde. Von beiden flankierenden Wege aus gut zu erreichen, aber Schilder Fehlanzeige. Bank ja, Hinführung nein, dafür aber eine Hinweistafel.

Fazit: Magenta - Bänke sind verzichtbar, Naturholzbänke sind mindestens genau so schön.

Aber wer Geld für Bänke hat, der kann es auch finanziell leisten, Hinweisschilder an den Wegen aufzustellen. Klappt ja sonst auch - meistens.  An einem Weg laufen die Wanderer nur mit ca. 10 m  Abstand  am zugewachsenen Eingang des Seitenweges vorbei, können aber die Kapelle nicht sehen, verpassen den kleinen Seitenweg und "erledigt" ist der Besuch . O. K., mancher Wanderer sucht auch die Kapelle nicht, weil er nie von ihr gehört hat, aber  in 10 m nach Sichtung eines Hinweisschildes  so ein Kleinod zu sehen, das ist doch mal etwas. Also RVR, oder wg. m. auch Stadtverwaltung Oer-Erkenschwick oder wer auch immer, Hinweisschilder müssten eigentlich machbar sein, oder?

 

Ulrich Kamp

 

13.05.22

Scheinzeche Haard II. Weltkrieg
Scheinzeche Haard II. Weltkrieg